Trentino
Die offizielle Bezeichnung der Region in Italien ist Trentino/Alto Adige, wobei es eigentlich meint Trentino und die autonome Provinz Bozen, denn Südtirol hat sich diesen Sonderstatus seinerzeit erkämpft. Es fällt mir leicht, die beiden Provinzen (Bolzano und Trento) als eine Region zusammenzufassen, denn seit vielen Jahren führen wir leider keine Weine mehr aus Südtirol. Das hat sehr verschiedene Gründe. Zum einen ist unsere treue Stammkundschaft sehr italophil: „Der Grauburgunder ist ja lecker, aber eigentlich wollte ich einen italienischen Wein“. Zum anderen muss man ehrlicherweise sagen, ist es zumindest für uns in Süddeutschland schwierig, mit der Vermarktungspolitik vieler Südtiroler Betriebe klarzukommen. Denn von Stuttgart aus fährt man rund viereinhalb Stunden bis Bozen. Für Menschen mit einer starken Affinität zu Südtirol keine Entfernung. Alleine das schränkt unseren Absatz ein, denn das Einkaufserlebnis vor Ort beim Winzer, den man vielleicht auch schon seit Jahren kennt, ist natürlich etwas ganz besonderes.
Man müsste gerade mal eine weitere halbe Stunde im Auto zubringen und schon wäre man im Trentino, insofern stimmt die Argumentation nicht. Wenn da nicht ein kleiner aber für die meisten Menschen doch gravierender Unterschied beim Durchfahren der sogenannten Salurner Klause manifest würde: Die Sprachgrenze liegt tatsächlich und ziemlich konsequent und erstaunlicherweise noch bis heute an dieser Engstelle im Etschtal.
Die Wein-Beziehung zwischen diesen beiden Regionen ist ebenfalls recht eng. Den Lagrein gibt es nördlich und südlich der Landesgrenze, Teroldego und Marzemino sind uralte Abkömmlinge des Lagrein, die inzwischen eine gewisse Eigenständigkeit haben. Der Marzemino zum Beispiel muss schon alleine deshalb als eigenständige Rebsorte mindestens 250 Jahre alt sein, weil Mozart ihn nach einem Aufenthalt im Trentino in seiner Oper Don Giovanni besingen lässt „Versa il vino! Eccelente Marzemino“, ich würde es nicht ganz wortgetreu als „Schenk den Wein aus, den exzellenten Marzemino“ übersetzen. Der Teroldego, der eigentlich Teróldego (mit der Betonung auf der zweiten Silbe) Rotaliano heißt, findet im Rotaliano-Becken bei Mezzocorona die besten Bedingungen vor. Alle drei Rebsorten haben Gemeinsamkeiten, wenig Tannin, eine tiefdunkle Farbe und eine meist recht ausgeprägte Fruchtigkeit. Seit einigen Jahren haben sie bedauerlicherweise eine weitere Gemeinsamkeit: nach Jahren der Mode, insbesondere durch einzelne Kultweine initiiert, sind sie mehr oder weniger wieder in der vinophilen Bedeutungslosigkeit verschwunden. Der Marzemino droht gar in die völlige Bedeutungslosigkeit abzurutschen, viele Winzer haben ihn schon gerodet.
Die weiteren Rebsorten sind in beiden Regionen überwiegend die, die es auf fast der ganzen Welt gibt: Chardonnay, Pinot Grigio, Merlot, Cabernet, Pinot Nero, und das ist keineswegs despektierlich gemeint. Dennoch finden wir es sehr bedauerlich, wie sehr die beiden Provinzen an Bedeutung verloren haben, denn sie haben noch eine wichtige Gemeinsamkeit: ein sehr besonderes Mikroklima. Falls wir Sie neugierig machen konnten, freut uns das, denn eine Verkostung lohnt sich. Und in unserem Probierabo findet natürlich auch dann und wann ein Wein aus Trentino/Südtirol Berücksichtigung.