La Zerba
Die Zusammenarbeit mit dem Weingut La Zerba begann um das Jahr 1990 herum. Ganz genau konnten Andrea Mascherini und ich uns bei unserem Treffen auf dem Weingut im September 2021 nicht erinnern. Damals in den 1990er Jahren gab es einen regelrechten Hype - wie man heute sagen würde - um den Gavi. Entsprechend war es für einen ambitionierten Weinimporteur quasi ein "Muss" einen Gavi im Programm zu haben. Wobei wenn wir ehrlich sind, der eigentliche Hype war der Gavi di Gavi, also der Gavi aus den Weinbergen der Gemeinde Gavi. Wenn Sie mich heute fragen warum das so war, kann ich es mir eigentlich nur auf eine ganz einfache Art erklären: der Begriff Barbera d'Asti, der ja nichts anderes bedeutet als Barbera aus [der Provinz] Asti, ist eben nicht so klangvoll wie "Gavi di Gavi" und die Verdopplung des Wortes Gavi war glaube ich das, was zu der Meinung führte, es handele sich dabei um eine besondere Qualität . Ein Gavi, der nicht Gavi di Gavi genannt werden durfte, galt seinerzeit in den Augen der selbsternannten Italien-Weinkenner, als ein Gavi zweiter Wahl. Wie gesagt, nichts, rein gar nichts konnte oder kann diese Meinung bestätigen, ganz im Gegenteil.
Schon damals, als noch sehr jugendlicher und unerfahrener Weinhändler, hatte ich sehr klare Ideen von einem Wein, Namen waren für mich Schall und Rauch. Mich interessierte schon immer das, was ich für gut oder gar bemerkenswert hielt. Nicht selten wurde mein Urteil später von Journalisten oder Kollegen geteilt, auch wenn es anfangs noch als vermessen galt. Bisweilen musste ich natürlich auch einsehen mit meiner Idee daneben gelegen zu haben, das gehört nun mal dazu.
Aber zurück zu La Zerba. Der Betrieb wurde 1973 erworben, zunächst allerdings wurden die Trauben komplett an den damaligen "Platzhirsch" verkauft. Erst im Jahr 1989 begannen die Familien Cozzio-Lorenzi und Mascherini die Trauben selbst zu vinifizieren und den Wein unter dem eigenen Etikett zu verkaufen. Das Weingut mit rund 12 Hektar Weinbergen, begann im Jahr 2015 mit der Umstellung auf BIO-Erzeugung und -Verarbeitung. Die Jahrgänge ab dem Jahrgang 2018 dürfen als BIO-Weine verkauft werden. Da die Rebanlagen komplett von Wäldern umschlossen werden, ist die Gefahr von umliegenden Weinbergen mit chemischen Spritzmitteln kontamniniert zu werden nahezu ausgeschlossen.
Neben der Qualität der Weine überzeugte mich schon damals auch das Zwischenmenschliche. Ein Aspekt, den man aus meiner Sicht nicht vernachlässigen sollte.
Die Gavi-Mode ging vorbei, der Verkauf des Gavi wurde zunehmend schwieriger. Andere Weine traten an seine Stelle und wurden wieder ersetzt. Die Moden wechseln auch beim Wein immer schneller. Der letzte Jahrgang des Gavi den wir gekauft hatten war der 2016er "Terrarossa". Der Verkauf lief sehr schleppend, obwohl wir ihn als einen beeindruckenden Wein betrachteten. Also blieb uns nichts anderes übrig, als den Verkauf einzustellen. Nach neuerlicher Verkostung, nicht nur der aktuellen Jahrgänge des Weinguts, sondern auch des 2016er Gavi "Terrarossa", der sich noch in beeindruckender Frische präsentierte, beschlossen wir das Weingut erneut in unser Sortiment aufzunehmen. Nun liegt es an Ihnen, ob wir die vielleicht bemerkenswertesten Gavi weiterhin im Sortiment behalten.