Antolini
Viele Jahre bevor wir Pier Paolo Antolini und seine Weine kennenlernten, haben wir mit einer Kellerei zusammengearbeitet, die irgendwann Dimensionen erreichte, die mit der Größe und der Philosophie unseres Weinhandels nicht mehr korrespondierte. Hinzu kamen ein paar persönliche Dissonanzen. Wie es der Zufall wollte, haben wir Pier Paolo genau in dem Moment kennengelernt, als wir ernsthaft begannen, über die Suche eines neuen Partners für den Valpolicella und den Amarone nachzudenken. In diesem Fall kann ich sagen, Pier Paolo hat uns ausgesucht. Er sprach uns an unserem Messestand auf der ProWein an, erklärte uns seine Idee und stellte uns natürlich seine Weine vor. Kurze Zeit später besuchte ich ihn in seiner Kellerei. Die Philosophie, die Form wie sie in Weinberg und Keller umgesetzt wird, und natürlich der Wein sind zwar die wichtigeren Kriterien, das Persönliche spielt aber natürlich auch immer eine Rolle. Ein leidenschaftlicher Winzer, der über eine erhebliche Portion Humor verfügt, und sehr offen den Keller und die Weinberge zeigt, gewinnt schnell Vertrauen. Auch die Verkostung in der Kellerei konnte mich überzeugen. Seine Weine sind charaktervoll, klar, geradlinig mit Persönlichkeit.
Pier Paolo ist sehr mit der Tradition seiner Heimat verbunden. Der Erhalt der lokalen Kultur liegt ihm sehr am Herzen. Das spiegelt sich nicht nur darin wieder, dass er fast ausnahmslos autochthone Rebsorten anbaut, sondern auch die alte Tradition der Trockensteinmauern, der sogenannten Marogne in seinen Weinbergen pflegt. Seinen Amarone baut er in drei (Ca’Coato) beziehungsweise vier (Moròpio) Hölzern aus. Vor allem im Eichenholz, aber auch ganz traditionell in Kastanien- und Kirschholz. Für den Moròpio verwendet er – einer alten Tradition folgend – Maulbeerbaumholz. Die Verkostung direkt aus dem Fass, nach rund 18 Monaten Reifung in diesen Hölzern, gehört zu den beeindruckendsten Jungwein-Verkostungen meiner Weinhändlerlaufbahn. Alle Weine stammen aus demselben Gärtank und wurden zum selben Zeitpunkt in die verschiedenen Hölzer gefüllt. Der Unterschied im Geschmack nach 18 Monaten Reifung ist unglaublich! Schlagartig wurde mir klar, wie schwierig es ist, aus diesen verschiedenen Weinen nun die richtigen Mengenverhältnisse für die gelungene, harmonische Assemblage des Endweines zu finden. Pier Paolo, sein Bruder und sein önologischer Berater haben es über die Jahre perfektioniert. Die beiden grundverschiedenen Amarone dieser Kellerei zu probieren ist fast schon ein Muss für Freunde des Amarone. Aber auch die anderen Weine der Kellerei sind es allemal wert probiert zu werden.